Wenige Spirituosen zeichnen sich durch eine so enorme Vielfalt an Geschmacksrichtungen aus wie der Gin. Der Wacholderdrink kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Im Laufe dieser illustren Geschichte haben sich auch die verschiedensten Sorten herausgebildet.

Bei Gin handelt es sich um einen klaren Branntwein, der auf landwirtschaftlich gewonnenem Ethylalkohol basiert und geschmacklich von Wacholder dominiert wird. Hinzu kommen meist weitere Kräuter und Gewürze, die der jeweiligen Sorte einen charakteristischen Geschmack verleihen. Anschließend kann der Gin bereits abgefüllt werden. Darunter versteht man einen sogenannten Compound Gin, der als billigster Gin jedoch nur ein geringes Ansehen genießt. Sofern auf die Mazeration der pflanzlichen Komponenten eine weitere Destillation folgt, spricht man von einem Distilled Gin.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen drei bis vier klassischen Gin-Varianten. Dry Gin und London Dry Gin schmecken trocken und stellen als ungesüßte Sorten den Kontrast zu Sweet Gins wie dem Old Tom dar. Das Feld wird vom Plymouth Gin komplettiert, der ebenfalls gesüßt ist, aber auch eine würzige Note durchschimmern lässt.

Obwohl man im Sloe Gin eine weitere Variante vermuten könnte, wird dieser eher zu den Likören gezählt, da grundlegende Unterschiede zum Gin bestehen. Der Sloe Gin weist einen deutlich niedrigeren Alkoholgehalt auf als klassische Gins und wird weitaus stärker gesüßt.

Auch der Genever, die niederländische Variante des Gins, hat einige Gemeinsamkeiten mit den verschiedenen Sorten, ist letztendlich jedoch eine eigenständige Spirituose. Er basiert stets auf einer Getreidemaische, die dann mit Kräutern und Gewürzen angereichert wird.

Fruchtige Gins

Fruchtige Noten verleihen dem Gin ein rundes Geschmacksbild und einen individuellen Charakter. Die Bandbreite reicht dabei von traditionellen Botanicals wie Kardamom, Orange oder Birne bis hin zu exotischeren Früchte wie beispielsweise der Acai-Beere, Bergamotte oder Schottische-Coul-Blush-Apfel.

Fruchtige Aromen stechen in der Nase, dem Gaumen und dem Abgang besonders hervor, sodass derartige Gins als intensiv und vollmundig gelten. Aus diesem Grund werden sie oftmals auch pur getrunken.

Bekannte Vertreter dieser Geschmacksrichtung sind unter anderem der Citadelle Gin, ein London Dry Gin mit 19 verschiedenen Botanicals, der komplexe Ferdinand’s Saar Dry Gin aus Deutschland oder der von Orangen geprägte Tanqueray Flor de Sevilla.

Gins mit Zitrusfrüchten

Um bei einem Gin für die nötige Frische zu sorgen, werden meist Zitrusaromen eingesetzt. Frische oder getrocknete Zitrusschalen gehören zu den absoluten Klassikern, was Botanicals angeht, schließlich ergänzen sie sich ideal mit der Wacholder-Grundnote des Gins sowie dem Tonic Water beim Gin & Tonic. Die Verbindung der frischen Zitrusnote mit dem bitteren Chinin lässt die Spirituose vielfältig und abgerundet schmecken. Anders als exotische Früchte werden die Zitrusbotanicals meist in Schalenform beigefügt, sowohl getrocknet als auch frisch. Diese Zitronenschalen gibt man in erster Linie bei der Dampinfusion hinzu. Sie werden in den Geistkorb gelegt, sodass der Alkohol daran vorbeiziehen kann und die Zitrusaromen in sich aufnimmt. Bekannte Gins mit starker Zitrusnote sind beispielsweise der Hamburger Gin Sul, der Premium-Gin Tanqueray No. Ten oder der Hoos London Gin.

Gins mit Pfeffernote

Die Mehrzahl aller Gins enthält zumindest ein pfeffriges Botanical. Noten von Koriander, Kubebenpfeffer, Ingwer oder Muskat runden die Spirituose ab, ohne sich im Gesamteindruck zu stark bemerkbar zu machen. Im Abgang verleihen sie dem Gin jedoch eine ganz eigene Richtung, da sich die würzigen Anklänge mit dem Wacholder elegant vermischen können. Gleichzeitig halten Gins mit Pfeffernote jedoch stets die Balance und lassen das würzige Aroma niemals überhandnehmen.

Beliebte Gins dieser Geschmacksrichtung sind zum Beispiel der Bombay Sapphire East Gin, der mit Zitronengras versetzt ist, der komplexe Elephant Gin, der auch fruchtige Aromen einwebt, sowie der herbe Ungava Gin aus Kanada.

Wacholder-betonte Gins

Was könnte klassischer sein als ein Wacholder-betonte Gin? Schließlich leitet sich schon der Name der Spirituose vom Zypressengewächs ab. Wacholder ist dabei jedoch nicht gleich Wacholder, denn die Grundzutat kann sehr vielseitig sein: Frische Noten sind ebenso präsent wie erdigere Anklänge oder gar herbere Aromen. Für gewöhnlich spricht man bei Wacholder-betonten Gins von klassischen Destilled oder London Dry Gins, doch den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.

Klassische Gins mit starker Wacholdernote sind beispielsweise der komplexe und crispe Edinburgh Gin, der exklusive Sipsmith London Dry Gin oder der detailverliebte The Duke Munich Dry Gin.

Florale Gins

Florale Gins sind als besonders weich und rund bekannt. Derartige Botanicals werden bei vielen verschiedenen Gins eingesetzt, auch bei solchen, die im Gesamteindruck ein eher würzig-herbes Bild abgeben sollen. Das liegt daran, dass florale Noten unaufdringlich sind, gleichzeitig aber den Unterschied ausmachen. Vor allem Lavendel, Holunder und Rosen sind beliebte Botanicals. Oftmals zählen auch Gins zu dieser Kategorie, die stark vom klassischen Grundmuster abweichen. Dabei spricht man von New Western Dry Gin. Hier stehen andere Aromen mit dem eigentlich dominanten Wacholder auf einer Stufe.

Bekannte Exemplare floraler Gins sind der Berliner Brandstifter mit Holunder und Waldmeister, der bewusst abgedrehte Hendrick’s Gin mit Rosen und Salatgurken sowie der eher klassische Wien Gin – Vienna Dry Gin.

Gins mit Kräuternote

Neben der Frische ist auch eine gewisse Würze bei Gins entscheidend. Botanicals wie Rosmarin, Thymian und Bärwurz sorgen für eine erdig-herbe Note und geben ein aufregendes Wechselspiel mit dem Bass des Wacholders ab. Auch Kombinationen mit Zitrusaromen sind weit verbreitet, lediglich florale Töne sind eher selten.

Der Saffron Gin ist nicht nur in der Kategorie der kräuterintensiven Spirituosen, sondern auf dem Gebiet des Gins allgemein eine absolute Ausnahmeerscheinung. Der Hauptbestandteil und Namensgeber Safran gilt noch immer als eines der teuersten Gewürze überhaupt. Somit schickt Frankreich, nicht gerade als Gin-Hochburg bekannt, mit dem Saffron Gin eine wahre Premium-Abfüllung ins Rennen.

Auch der Freistaat Bayern lässt sich nicht lumpen und präsentiert den Horsetown Bavarian Dry Gin. Er setzt in erster Linie auf Bärwurz, mischt jedoch noch viele weitere Noten bei, von Liebstöckel über Hopfenblüten bis hin zu Majoran. Außerdem gibt es zwei geheime Zutaten.

Der Vincent van Gogh Gin stammt selbstverständlich aus den Niederlanden und ist mit seinen zehn Botanicals recht komplex. Gleichzeitig kommt die exklusive Abfüllung mit deutlichen Noten von Lakritz und Zitrus aber auch angenehm rund daher.

Extravagante Gins

So mancher Gin lässt sich einfach nicht in eine der klassischen Schubladen einordnen. Kein Wunder, schließlich verzeichnet die World Gin Map mehr als 500 verschiedene Gins aus aller Welt. So liegt eine eindrucksvolle Vielfalt bei den verwendeten Botanicals nahe. Der Kreativität der Brennmeister sind schlicht keine Grenzen gesetzt: Sie infundieren hochwertige Weine oder bedienen sich exotischer oder exklusiver Gewürze wie Safran. Bisweilen wagen sie sogar verrückte Experimente, wie beim Australian Green Ant Gin. Dieser kribbelnde, glasklare Gin aus kleiner Produktion zeichnet sich dadurch aus, dass in der Flasche grüne Ameisen schwimmen.

Beim Lobstar werden sogar Hummer für zwei Tage in Alkohol eingelegt, um dem Gin ein ganz besonderes Aroma zu verpassen.

In der Folge unterscheiden sich die extravaganten Gins nicht nur von allen anderen Kategorien, sondern auch von anderen Abfüllungen innerhalb ihrer eigenen.

Weitere empfehlenswerte extravagante Gins sind der Madame Geneva Gin Rouge/Gin Blanc, ein Pionier auf dem Gebiet des Weißweins, sowie der Bobby’s Schiedam Dry Gin, der Zitronengras, Zimt, Fenchel und Hagebutte vereint.

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