Heute untrennbar mit Gin verbunden, war Tonic Water lange Jahre nur als Teil der AusrĂŒstung vieler Armeen oder als Arzneimittel bekannt. Was hat es also auf sich mit dem chininhaltigen GetrĂ€nk, das unter UV-Licht leuchtet?
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Was ist Tonic Water
Bei Tonic Water handelt es sich um ein ErfrischungsgetrĂ€nk, dass mit KohlensĂ€ure versetzt wird und zur Familie der Bitterlimonaden gehört. Es verfĂŒgt ĂŒber einen hohen Gehalt an Chinin, einem wasserlöslichen Pulver, das als Arzneistoff eingesetzt wird und sich durch einen bitteren Geschmack auszeichnet. AuĂerdem sorgt es dafĂŒr, dass das an sich farblose Tonic Water bei der Bestrahlung mit UV-Licht leuchtet.
Der Name leitet sich vom griechischen Wort tonikos ab, was soviel wie Spannkraft gebend bedeutet. Daraus hat sich der englische Begriff tonic fĂŒr krĂ€ftig oder auch stĂ€rkend abgeleitet. Betrachtet man die Geschichte des GetrĂ€nks, so wird deutlich, warum dieser Name gewĂ€hlt wurde. Zahlreiche Armeen der europĂ€ischen Kolonialarmeen zĂ€hlten das Tonic Water bis ins 20. Jahrhundert hinein zu ihrer StandardausrĂŒstung, sollte es sie doch vor Malaria schĂŒtzen. Der Arzneistoff Chinin war zwar wirksam, lieĂ das Wasser jedoch auch bitter schmecken. Dies wirkte sich besonders spĂŒrbar aus, da die Soldaten das GetrĂ€nk regelmĂ€Ăig trinken mussten, um seinen Effekt aufrechtzuerhalten. Um den bitteren Geschmack abzumildern und das Wasser lĂ€nger haltbar zu machen, mischten sie ihm Gin bei, und der Gin Tonic war geboren.
Seinen weltweiten Siegeszug trat das Tonic Water schlieĂlich an, als der Schweizer Jacob Schweppe beschloss, das bittere Chininpulver in Limettensaft und Sodawasser aufzulösen und als Indian Tonic Water zu vertreiben. Das GetrĂ€nk erwies sich als voller Erfolg und Schweppes Unternehmen wurde zum Lieferanten der britischen Krone. Der Schweizer selbst sollte dies jedoch nicht mehr miterleben, er starb im Jahre 1821. Seit dem Jahre 1836 ziert das Schweppes-Tonic-Water-Etikett der Zusatz Royal Warrant â also eine königliche Empfehlung.
Herkunft
Bis heute konnte nicht genau festgestellt werden, wer das Tonic Water eigentlich erfunden hat. Zwar gilt Jacob Schweppe als Pionier des Tonic Water und erster Unternehmer, der finanziell auf das GetrĂ€nk setzte, erfunden hat er es jedoch wohl nicht. Wahrscheinlicher ist, dass es den beiden französischen Apotheker Pierre Joseph Pelletier und Joseph BienaimĂ© Caventou im Jahre 1820 als Ersten gelang, nahezu reines Chinin zu erzeugen. Das erste Patent fĂŒr ein Tonic Water datiert aus dem Jahr 1858 und wurde vom Londoner Erasmus Bond angemeldet. Das Unternehmen Jacob Schweppes brachte sein chinin- und limettenhaltiges Mineralwasser erstmals 1870 im groĂen Stil auf den Markt, obwohl er bereits seit 1831 der Hoflieferant des britischen Königshauses war.
Inhaltsstoffe
Um es einfach auszudrĂŒcken: Tonic Water ist kohlensĂ€urehaltiges Wasser, das mit Chinin versetzt wird. Je nach Sorte können auch Zucker oder verschiedene Fruchtsorten beigemischt werden. Der bittere Geschmack hĂ€ngt mit dem Chiningehalt zusammen. So schmeckt das Tonic Water umso bitterer, je mehr Chinin es enthĂ€lt. FĂŒr die Geschmacksmilderung steuert Zucker der Bitterkeit des Chinins entgegen. Zitronengras sorgt fĂŒr die nötige Frische und
Chinin
Bei Chinin handelt es sich um eine natĂŒrliche chemische Verbindung, die zu den sogenannten Chinolin-Alkaloiden zĂ€hlt. Es kommt in seiner Reinform in SĂŒdamerika vor, nĂ€mlich in der Rinde des Chinarindenbaumes. Das Chinin wird aus der Rinde extrahiert und zu einem Pulver gepresst. So ist es dann im Handel erhĂ€ltlich. Das Chininpulver ist nur schwer wasserlöslich und schmeckt charakteristisch bitter.
FrĂŒher wurde mit der als Arzneistoff geltenden chemischen Verbindung noch weniger sparsam umgegangen. Heutzutage aber darf ein Liter Tonic Water nur noch maximal 85 mg an Chinin enthalten.
An sich ist sein Konsum unbedenklich, unter bestimmten Voraussetzungen sollte man allerdings davon absehen. WÀhrend der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten, denn Babys können eine ChininabhÀngigkeit entwickeln und nach der Geburt unter starken Entzugserscheinungen leiden. Zudem kann Chinin die Wehen einleiten.
Sorten von Tonic Water
Mit der heutzutage enormen Beliebtheit von Gin Tonic erfreut sich nicht nur der Gin selbst, sondern auch das Tonic Water einer betrÀchtlichen Bandbreite an Sorten.
Klassisches/neutrales Tonic Water
Klassisches Tonic Water gilt zwar durchaus als neutral, fĂŒr sich genommen kann diese Angaben jedoch irrefĂŒhrend sein, schlieĂlich baut diese Sorte in erster Linie auf bittere Noten. Um dem letztendlichen Geschmack dennoch die nötige Balance zu verleihen, werden meist Zitrusnoten hinzugefĂŒgt. So erhĂ€lt das Wasser auch eine gewisse Frische, die dank der KohlensĂ€ure besonders gut zum Tragen kommt. Gleichzeitig ĂŒberlasst klassisches Tonic Water jedoch dem Gin den geschmacklichen Vortritt.
Eines der beliebtesten Tonic Water ist das Thomas Henry Tonic Water, das seit 2010 in Berlin produziert wird. Es glĂ€nzt vor allem durch seine gekonnte Balance zwischen starken Bitternoten und sĂŒĂen, frischen Zitrusaromen im Abgang. Am allerbeste eignet sich das Thomas Henry Tonic Water fĂŒr Gins mit krĂ€ftigem Wacholdergeschmack. Die gute Nachricht zum Schluss: Mit 5 Euro pro Liter ist dieses Tonic Water preisgĂŒnstig.
Florale / fruchtige Tonic Water
Fruchtige Tonics beweisen, dass das Tonic Water schon lange nicht mehr nur ein Dasein im Schatten des Gins fristet. Diese Sorten sind nicht klassisch zurĂŒckhaltend, sondern blumig-verspielt und verleihen dem Gin Tonic eine ganz eigene Note. Florale Tonics setzen stark auf die Noten der verwendeten Botanicals und sorgen fĂŒr ein weiches Gaumenerlebnis. Die bitteren Aromen treten somit zurĂŒck, sodass das Tonic Water den Geschmack des Gemischs mit dem Gin vorgibt.
Das Fever Tree Elderflower Tonic Water verbindet die besten Elemente des afrikanischen Kontinents mit britischer Tonic-Kunst. Der englische Produzent setzt auf Zutaten aus verschiedenen afrikanischen LĂ€ndern, in diesem Falle intensiven Holunder. Vermischt wird er mit Chinin aus dem Fevertree, einem GewĂ€chs, das ausschlieĂlich in Ruanda und dem Kongo vorkommt. Dank der spritzigen KohlensĂ€ure erzeugt das Fevertree Tonic Water ein unvergleichliches MungefĂŒhl. Diese Exotik hat durchaus ihren Preis: 7,45 muss man fĂŒr einen Liter des Fever Tree Elderflower Tonic Water hinblĂ€ttern.
WĂŒrzige / herbe Tonic Water
Lange Zeit galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass Tonic Water nicht krĂ€ftig-wĂŒrzig bzw. herb sein durften, um den Gin als eigentlichen Hauptakteur nicht zu ĂŒberdecken. Dabei unterstĂŒtzen derartige Noten wunderbar das Aroma eines klassischen Gins. ZitrusanklĂ€nge hingegen treten in den Hintergrund, sodass das Gesamtergebnis umso reicher und runder schmeckt.
Ein perfektes Beispiel herberer Tonic Water ist das Golden Monaco Extra. Es stammt aus MĂŒnchen und kennzeichnet sich durch einen besonders hohen Chiningehalt. Was das Aroma betrifft, weiĂ das Monaco Extra mit Kardamom und Wacholder zu ĂŒberzeugen. Noch dazu basiert es auf einem speziellen Quellwasser, das es zu Beginn angenehm trocken und simpel schmecken lĂ€sst. Im Laufe der Zeit entfaltet es jedoch seine KomplexitĂ€t, verbleibt lange im Mund und perlt eine Weile im Mund. Ein Liter des Golden Monaco Extra kostet knapp 6,70 Euro.
Dry & leichte Tonic Water
Den Kontrast zum blumigen Tonic Water stellen die trockenen Sorten dar. Sie gelten allgemein als zurĂŒckhaltend und zeichnen sich so durch reduzierte bittere und zitrusartige Noten aus. Seine Frische bezieht ein trockenes Tonic Water beinahe vollstĂ€ndig aus der KohlensĂ€ure. Somit sind diese Varianten ideal fĂŒr jene Gins, die ein starkes Eigenaroma mitbringen.
Das Paradebeispiel eines Dry Tonic Water ist das Schweppes Dry Tonic Water. Seit 2015 setzt diese AbfĂŒllung auf eine neue Rezeptur, und das zahlt sich aus: Der Dry Tonic von Schweppes prĂ€sentiert sich so trocken und chininhaltig wie nur irgend möglich, stellt gleichzeitig aber die Zitrusaromen in den Vordergrund. Mit Orange und Grapefruit sind auch fruchtigere AnklĂ€nge vertreten, die dem Produkt eine unvergleichliche Frische verleihen. Wer nun glaubt, diese hohe QualitĂ€t habe ihren Preis, der irrt. Mit 4,25 Euro pro Liter kommt der Schweppes Dry Gin ausgesprochen gĂŒnstig daher.
Tonic Water selbst herstellen
Tonic Water lĂ€sst sich problemlos auch selbst zu Hause herstellen. Dazu benötigt man die folgenden Zutaten (fĂŒr einen Liter Tonic Water):
- 1 Liter Wasser
- 600 Gramm Zucker
- 100 Gramm Zitronengras
- 15 Gramm Chinarinde
- 10 Gramm ZitronensÀure
- 6 Gramm Pimentkörner
- 1 Prise Salz
- 1 Orange
- 1 Zitrone
- 1 Limette
FĂŒr die Zubereitung muss das Zitronengras klein geschnitten, die FrĂŒchte ausgepresst und die Schalen abgerieben werden. Bis auf den Zucker gibt man sĂ€mtliche Zutaten in einen Topf und kocht sie darin kurz auf. Der entstandene Sud wird nun ĂŒber ein Baumwolltuch in einen neuen Topf gegeben. Dieser wird ebenfalls erhitzt und der Zucker eingerĂŒhrt, bis er sich gĂ€nzlich aufgelöst hat. Es entsteht ein Tonic Sirup, das nur noch mit Wasser aufgefĂŒllt werden muss, um es in Tonic Water zu verwandeln.
Vor allem bei der Produktion in Eigenregie besteht ein groĂer Spielraum fĂŒr Experimente. Die Dosis der Chinarinde kann nahezu nach Belieben variiert werden und auch hinsichtlich der verwendeten GewĂŒrze und Botanicals gibt es groĂe Freiheiten.