Gin ist eine ausgesprochen vielfältige Spirituose. So manche Variante, darunter der London Dry Gin, unterliegt strengen Anforderungen hinsichtlich der Destillation und verfügt somit schon fast über ein Reinheitsgebot. Andere wiederum blicken zwar auf eine lange Geschichte zurück, werden heutzutage aber so gut wie nicht mehr hergestellt, beispielsweise der Old Tom Gin.
Unter all diesen Spielarten sticht der Sloe Gin (englisch für Schlehengin, Schlehenlikör oder auch Schlehenfeuer) besonders hervor, handelt es sich doch eigentlich weniger um einen Gin als vielmehr um einen Likör.
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Was ist Sloe Gin?
Wieso wird Sloe Gin zur Kategorie der Gins gezählt, wenn er doch dem Likör viel ähnlicher ist? Liegt es am Namen?
Die Antwort ist in der Zusammensetzung der Spirituose begründet. Während normale Liköre auf Rum, Whisky oder Wodka basieren, setzt der Sloe Gin, wie könnte es anders sein, auf die Wacholderspirituose. Diese wird hier jedoch mit Schlehenbeeren vermischt, von denen sich auch der Name des Getränks ableitet.
Ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu klassischem Gin besteht im Alkoholgehalt der beiden Drinks. Während Gin eine Trinkstärke von mindestens 37,5 % vol. aufweisen muss, ist der Sloe Gin deutlich milder. Einige Hersteller setzen die Stärke ihres Sloe Gins so bei 20 % Prozent an. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Brennereien, die deutlich hochprozentigere Abfüllungen produzieren und sich somit am traditionellen Gin orientieren. Typischerweise liegt der Wert bei Likör allerdings zwischen 15 und 30 % vol. Die betreffende EU-Richtlinie geht sogar von 25 % vol. aus.
Für gewöhnlich schimmert ein Sloe Gin rot bis dunkelrot, wohingegen Gin farblos ist.
Die Spirituose stammt aus England, wo Schlehensträucher nahezu überall wachsen.
Eine Zeit lang war der Sloe Gin fast in Vergessenheit geraten, in den letzten Jahren ist er jedoch immer beliebter geworden. Diese Tatsache ist nicht zuletzt dem gleichnamigen Lied von Tim Curry aus dem Jahre 1978 geschuldet.
Geschmack und Botanicals
Die Süße eines Sloe Gin ist weitaus markanter als die eines normalen Gins, insbesondere, wenn man das Schlehenfeuer mit einem Dry Gin vergleicht. Ein weiteres charakteristisches Geschmacksmerkmal ist die natürliche bittere Note der Schlehenbeere, die pur ungenießbar ist. Daher fügt man dem Sloe Gin nach der Mazeration stets mindestens 100g Zucker pro Liter hinzu.
Ein gelungener Sloe Gin kombiniert die charakteristische Grundsüße mit einer gekonnten Bitternote. Ebenso lassen sich leichte Anflüge von Wacholder wahrnehmen, da der Sloe Gin entweder auf einem Dry Gin oder einem London Dry Gin basiert. Die Bitterkeit rührt von der in Schlehenbeeren enthaltenen Blausäure her. Ihr Aroma erinnert entfernt an das von Mandeln.
Der jeweilige Geschmack eines Sloe Gins richtet sich zunächst nach dem Gin, der als Grundlage genommen wird. Die herben, würzigen oder floralen Noten treten in den Hintergrund, typisch für einen Likör. Die hinzugegebenen Botanicals runden dann den Gesamteindruck ab und bringen weitere süße Klänge ein.
Herstellung
Um einen Sloe Gin herzustellen, muss man die namensgebenden Schlehendornbeeren mit einem Dry Gin oder einem London Dry Gin mazerieren. Die Beeren werden nach dem ersten Frost geerntet und entkernt sie nach der Reinigung. Anschließend werden sie mit dem Gin mazeriert und mit verschiedenen Aromen versetzt. Meist sind diese natürlich und eher süßlich, doch auch würzige Noten werden eingesetzt.
Die Menge des Zuckers ist beim Sloe Gin ebenso wie bei Likören vorgeschrieben: Ein jeder Schlehenlikör muss pro Liter einen Mindestzuckergehalt von 100 g Invertzucker aufweisen. Für gewöhnlich ist der Sloe Gin jedoch weniger süß als ein Likör.
Eine moderne Entwicklung in der Produktion ist die Verwendung von Ethylalkohol im Allgemeinen anstelle von Gin. Es ist nicht vorgeschrieben, dass das Schlehenfeuer mit echtem Gin gemischt werden muss, sodass viele Hersteller auf andere Spirituosen setzen.
Bekannte Unternehmen verwenden ganz eigene Verfahren, um ihren Sloe Gin aus der Masse hervorstechen zu lassen. So geben sie den Zucker nicht schon bei der Mazeration zu den Schlehenbeeren hinzu, da sich sonst deren Fruchtzucker nur schwer lösen und andere Aromen aufnehmen könnte. Außerdem geht man davon aus, dass die frühe Hinzugabe des Zuckers zu Unregelmäßigkeiten zwischen den Batches führt. Schließlich kommt es bei den Schlehenbeeren je nach Saison zu Geschmacksunterschieden. Noch dazu ist darauf zu achten, dass die Beeren auch wirklich reif sind. Dies kann man ganz einfach feststellen, indem man die Früchte drückt: Sind sie weich, dann sind sie auch reif. Anschließend werden sie aufgebrochen, indem man sie einfriert, sodass sich der Beerensaft mit dem Gin vermischt.
Grundsätzlich geht man von einer Mazerationszeit für Sloe Gin aus, die rund drei Monate beträgt.
Wie trinkt man Sloe Gin?
In vielen Ländern Europas kann der Sloe Gin eine langjährige Tradition vorweisen. Klassischerweise trinkt man ihn in den Wintermonaten warm, um sich von innen aufzuwärmen. Auch als Zutat für Cocktails ist der Drink beliebt. Ein neuer Trend mixt das Schlehenfeuer mit Tonic Water, sodass die likörähnliche Spirituose wie ein Gin Tonic getrunken wird.
Empfehlenswerte Sloe Gins
SIPSMITH SLOE GIN 29%
Diese Destillerie ist eigentlich für ihren London Dry Gin bekannt, beweist hier jedoch, dass sie auch das Schlehenfeuer meisterhaft beherrscht. Es basiert auf einem an Wacholder und Angelikawurzel reichen Gin, der mit intensiven Schlehenbeeren gemischt wird. Ein ungewöhnliches, aber umso angenehmeres Detail sind seine sanften Noten von Marzipan.
PLYMOUTH SLOE GIN 26%
Dieser südenglische Sloe Gin sticht durch ein süßes Aroma heraus, die an Kirsche und Mandel erinnern. Ansonsten wird der Plymouth Sloe Gin von vollmundigen Fruchtaromen bestimmt. Seinen Namen verdankt er dem zugrundeliegenden Gin, der dank seiner erdigen und holzigen Anklänge besonders beliebt ist.
STAUFFENBERG SLOE GIN 30%
Diese Abfüllung fußt auf einem Stauffenberg-Gin mit deutlichem Wacholderaroma. Dazu gesellen sich bittere und fruchtige Noten, die sich perfekt mit dem herben Gin ergänzen. Dieser Sloe Gin ist auch als Bestandteil von Cocktails bestens geeignet.
ELEPHANT SLOE GIN 35%
Dieser Sloe Gin schmeckt nicht nur gut, die Hersteller setzen sich auch gegen den illegalen Handel mit Elfenbein ein. Der Elephant Sloe Gin selbst setzt auf intensive Fruchtaromen, die einen würzig-krautigen Gin als Grundlage umspielen. Dieses Schlehenfeuer setzt auf echte Früchte, was für eine trübe Erscheinung dieser Spirituose sorgt.